Schweppermannsbote Juni 2024

35 In der Gesamthöhe misst es ca. 1,50m, der Querbalken ca. 0,65m. Das Material besteht aus verziertem Gusseisen. Die Darstellung eines goldfarbenen gekreuzigten Jesus mit goldene Strahlen rückseitig schmückt das Kreuz. Unterhalb des Gekreuzigten umrahmt im golden Ehrenkranz mit weißen Buchstaben auf blauem Grund folgende Inschrift: Zum Gedenken der hier am 21.04.1945 gef. deutschen Soldaten Lorenz Schwoyer Gilching bei München Roesl Gerhard Sondershausen Thür. Ein unbek. Soldat Es ist ein Gedenkkreuz hinter dem sich eine traurige Geschichte verbirgt. Gestiftet von der Familie Polster aus Sankt Lampert nach dem zweiten Weltkrieg. Zum Ende des zweiten Weltkrieges rückten die Amerikaner von Neumarkt kommend gegen Kastl vor. Sofort wurde der Volksturm alarmiert. Mit Panzersperren und Beschuss wollte man das Vorrücken der Amerikaner verhindern. Nach ersten Gefechten bei Pattershofen und dem Rückzug der deutschen Truppen begannen sich die ersten Bewohner zu ergeben, indem sie weiße Tücher schwenkten und aufhingen. Drei junge Wehrmachtssoldaten kamen nun von KastlPfaffenhofen geritten mit dem Auftrag die weißen Tücher zu entfernen und die Schuldigen zu erschießen. Jegliche Warnungen schlugen sie in den Wind und sollten dafür mit ihrem Leben bezahlen. Die amerikanischen Panzer, die bei Pattershofen standen, nahmen diese sofort unter Feuer. Keiner der drei erreichte sein Ziel. Sie starben in letzter Minute einen Sinnlosen Tod. Mich berührte diese Geschichte sehr und wollte mehr über diese jungen Männer erfahren. Wo waren sie zu Hause? Hatten sie Frau und Kind? Würden ihre Angehörigen jemals erfahren welches Schicksal ihnen ereilte oder würden sie namenlos bleiben, wie so viele Tote in den letzten Kriegstagen? Eine aus Lauterhofen stammende Bewohnerin von Sankt Lampert erinnert sich an die Erzählung ihrer Schwiegermutter Anna Polster. Plötzlich erschienen in Sankt Lampert amerikanische Soldaten mit einem schwerverletzten deutschen Soldaten und befahlen der Tochter des Hauses diesen mit einem Pferdewagen nach Lauterhofen ins Feldlazarett zu bringen. Jene, noch jung an Jahren, hatte furchtbare Angst, dass ihr auf dem Weg etwas zustoßen könnte. Ein unmittelbarer Nachbar bekam den Auftrag sie zu begleiten. Mit einer provisorisch gebastelten weißen Fahne am Wagen sollten sie sich auf dem Weg machen. Kurz vor Abfahrt bat der verletzte Soldat um das Versprechen, man möge seine Familie bei seinem Tode benachrichtigen. In Lauterhofen erlag er dann seinen Verletzungen durch einen erlittenen Lungendurchschuss. Frau Polster hielt ihr Versprechen und benachrichtigte seine Familie, wodurch eine langjährige Freundschaft entstand. Dies war möglich, weil jener Soldat sein Soldbuch dabeihatte. Hierbei handelte es sich um den ersten am Kreuz aufgelisteten Soldaten Lorenz Schwoyer aus Gilching bei München Meine Anfrage wurde vom Archiv der Gemeinde Gilching bestätigt. Auch ist er auf dem Friedhof bei den Kriegsgefallenen aufgelistet. Freundlicherweise ließ man mir ein Sterbebild zukommen: Somit bekam der junge Mann auch ein Gesicht, was die nun inzwischen über achtzigjährigen Susanne Polster erfreute. Auch hierfür sei mein Dank ausgesprochen! Doch was ist mit den anderen beiden Soldaten? Hier gestaltet sich die Suche schon schwieriger. Roesl Gerhard aus Sondershausen/Thür war sofort tot. Genauso wie jener unbekannte Soldat. Doch wo ist er begraben, hat seine Familie Nachricht bekommen? Man weiß es nicht. Meine Recherche in Sondershausen blieb erfolglos. Dort ist er völlig unbekannt. Zu vermuten ist, dass man sein Soldbuch durch Abnutzung oder Verschmutzung nicht richtig lesen konnte und so Sondershausen als Herkunftsort vermutete. Ist doch der Name Roesl eher dem Bayrischen als dem Thüringischen zu zuordnen. Doch noch sind nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Ich werde weiter forschen und bei Erfolg später noch einmal darauf eingehen. Zurzeit ist das Kreuz nicht zu besichtigen, da auch an diesem der Zahn der Zeit genagt hat. Zweifach gebrochen befindet es sich derzeit in Reparatur. Quellen: Hermann Römer, Kastl Susanne Polster, Kastl (Sankt Lampert) Helmut Polster, Kastl (Sankt Lampert) Ursula Lochner, Archiv Gilching bei München

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