Schweppermannsbote Dezember 2022

26 Schweppermannsbote Konkurrenten viel stärker vertreten. c. durch die hohe Stückzahl bei kostenloser Naturverjüngung eventuelle Verluste wirtschaftlich nicht relevant werden. 4. Wenn man zusätzlich a. gelegentlich mal eine dürre Kiefer stehen lässt b. eine anbrüchige Buche im Bestand als „Samenbaum-Austrägler“ ihr Gnadenbrot gibt c. nicht jede Krone und jeden Ast aufarbeitet, sofern es nicht aus Gründen des Waldschutzes nötig ist (und nötig ist es in der Regel nur bei frischen Fichten) d. Bäumen mit „naturschutzrelevanter Macke“ (Spechtloch, Spaltenquartiere, Astabbrüche, Faulstellen, Mulmhöhlen, …) einen Platz einräumt. 10 Bäume pro ha langen vollkommen. e. bei der Pflanzung andere standortsheimische, seltene Baumarten berücksichtigt, auch wenn der spätere wirtschaftliche Nutzen heute noch nicht als gesichert erscheint. f. einen 3 – 10m breiten Streifen am Waldrand auch mal für Sträucher freilässt Hat man für die Artenvielfalt schon sehr viel getan. Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen: Das Wenigste ist „Tun“ – das Meiste ist „sein lassen“! Trotz allem schöpft man auch kurzfristig immer noch mind. 90% des möglichen finanziellen Nutzens ab und erreicht doch 80 – 90% des möglichen „Naturschutzes“ bei kompletten Nutzungsverzicht. Also wenn das keine win-win-Situation ist! Schützen und Nützen auf ganzer Fläche, statt HIER wirtschaften und DORT Totalschutz. Freilich: Dem ein oder anderen fällt es schwer, „nutzbares Brennholz“ im Wald „vergammeln“ zu lassen. Sie können es nicht sehen, wenn der Wald „unaufgeräumt“ und „g`schlampert“ ausschaut. Das verstehe ich, aber genauso wie exzessive Hygiene, anspruchsvolle Garderobe und übertriebenes Schminken beim Menschen zu Allergien, Anfälligkeiten und Müllbergen führt, genauso leidet der Wald bei starker Ausbeutung – aber er gedeiht bei vorausschauender, sanfter und stetiger Nutzung. Das ist wie der Unterschied Fausthieb ß à Massage. Da braucht man eigentlich nichts mehr erläutern, oder? Ja, Waldnutzung ist wichtig, vor allem deshalb, weil wir dadurch viele andere Rohstoffe (Beton, Kunststoff, Glas, Metalle,…) nicht verwenden müssen, die wesentlich umweltschädlicher und energieaufwändiger wären. Aber gerade um die dauerhafte Nutzungsfähigkeit des Waldes zu erhalten, dürfen wir ihn nicht zu sehr nutzen. Scheinbare „Verschwendung“ macht sich über Umwege später mehr als bezahlt. Man kann nicht alles berechnen und beweisen. Mathematik ist nur einer von vielen Aspekten in der Waldwirtschaft, ja im ganzen Leben! Was würde ein Monatseinkommen von 100.000 Euro nützen, wenn man in gesundheitsschädlicher Umgebung leben müsste und all die Dinge, die Freude machen, nicht möglich wären? Ein Batzen Geld auf der Bank und knapp vor der Rente in die Grube fahren? Nein danke! Was hilft einem der schönste Fichtenreinbestand, wenn ich ihn dann für plusminus-null abrasieren lassen muss, weil ihn der Käfer oder der Sturm in der Reißen hatte? Nichts! Da ist mir der unaufgeräumte aber dafür trutzig gesunde Mischbestand doch lieber, auch wenn nicht jede Buche darin Wertholzcharakter hat, aber wo ich jeden Tag eine wahre Freude habe, weil die Sonne mild durch die grünen Blätter scheint, die Falter flattern, der Schwarzspecht aus seiner Höhle seinen charakteristischen Ruf erklingen lässt, nach einem Regenguss der Feuersalamander unter dem alten starken Buchentotholz hervorkrabbelt und ich aus klarer Quelle trinken kann. Warum fällt es uns Menschen immer nur so schwer mehrere Aspekte gleichzeitig zu achten und auch im täglichen Tun zu beachten? Wald ist mehr als tausend Klafter Holz und wer glaubt Wald nur mit finanziellen Gesichtspunkten erfassen zu können, der hat keine Ahnung vom Wald und seiner Bedeutung für uns Menschen. Wenn die, die Wald ihr Eigen nennen, dies erkennen und auch so handeln, dann wird alles gut. Herzliche Grüße Michael Bartl, Forstrevier Kastl „Übergeb`m -nimmer leb`m“… …scheint mir für viele Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer ein immer noch gültiger Glaubenssatz zu sein. Meine Großmutter sagte immer „Haste was, biste was, haste nix, biste nix!“ – ich bin da komplett anderer Meinung. Sicherlich, jemandem mit viel Geld / Grund hört man im ersten Moment eher und aufmerksamer zu. Aber das gilt nur für den ersten Moment. Später merkt man dann sehr wohl, dass manche Geldigen auch deshalb bloß geldig sind, weil sie mit dem berühmten goldenen Löffel im Mund geboren wurden, aber sie ansonsten eher zu den „geistig Armen“ gehören. Und manche kleine Häusler oder Handwerker, merkt man auf den zweiten Blick, sind geistig hellwach, blitzgescheit und erkennen sehr viel schneller die wahren Vor- und Nachteile einer bestimmten Angelegenheit. Wer reich im Geiste ist, dem macht das Übergeben nicht viel aus. Im Gegenteil, der erkennt, dass man einerseits die Erben beizeiten auf ihr Erbe entsprechend vorbereiten und andererseits dann auch nicht zu spät „ans Ruder lassen“ muss. Freilich läuft bei denen dann auch nicht immer am Anfang alles zu 100% grad, aber das ist es ja bei einem selber auch nicht, oder? Jeder muss sich selber freischwimmen, das kann man niemandem abnehmen. Aber es gelingt umso besser, je gekonnter man auf seine spätere Aufgabe vorbereitet worden ist. Wie kann nun so eine Vorbereitung aussehen? Ich muss da immer an einen Waldbesitzer denken, mit dem ich auf einer früheren Stelle zu tun hatte. Vollerwerbslandwirt, aber mit 35 ha Wald und selber viel „Waldverständnis“. Der hat seinen „Buam“ bereits im Alter von 10 Jahren immer wieder zuerst kürzer für kleinste Arbeiten, Nachschauen (Zäune, Käfer, Anwuchs, Grenze freischneiden,…etc.) in den Wald mitgenommen und ihm nebenbei  ein bisserl die Baumarten, die Schwammerl, ein paar Heilkräuter, Tiere, usw. beigebracht  erzählt, was er von seinem Vater und Opa über die Geschichte des eigenen Hofes und der jeweiligen Wälder noch wusste  in welchen Waldbeständen was gemacht wurde und warum der Wald jetzt so ausschaute und nicht anders  was er und sein Vater sich dabei gedacht hatten, als sie das damals so gemacht haben

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