Schweppermannsbote Dezember 2022

27 Schweppermannsbote  was er jetzt im Nachhinein für richtig oder für falsch hält  ihm die Grenzsteine gezeigt  usw. Auch zu den Beratungen mit mir hat er ihn immer mitgenommen. Anfangs hatte der Bub nur zugehört. Später hat ihn der Vater dann auch gefragt, was er von meinen Vorschlägen hält, wo er die Vor- und Nachteile meiner Ideen sieht und hat ihn so Stück um Stück immer mehr in die zukünftigen Entscheidungen mit einbezogen, denn schließlich: „… des werd amol dei Woid. Du muast mit dem weidamachn, was mir heit entscheidn, also reds`d a mit.“ Und so hat er es auch mit der Landwirtschaft, mit dem Stallbau und eigentlich allem am Hof gemacht. Bei ganz wenigen Sachen hat der Vater es dann doch so gemacht wie er selber meinte, hat das aber dann auch so eingerichtet, dass die Option zur Änderung, wie es der Sohn meinte, noch offen blieb. Als der Bub größer wurde, hat er ihn sobald als möglich auf Motorsägen- und andere Lehrgänge geschickt, sogar auf der Waldbauernschule in Kelheim hatte er ein oder zwei Schulungen und hat ihn – nach seinen körperlichen Möglichkeiten - im Wald auch mitarbeiten lassen - und er hat die Stunden aufgeschrieben. Wenn dann ausgangs des Winters alle Ausgaben und Einnahmen auf dem Tisch lagen, haben die beiden zusammen ausgerechnet, was sie erwirtschaftet hatten und der Sohn hat – je nach seinen Stunden - auch seinen Anteil bekommen. Sie haben aber auch überlegt, ob und welches zusätzliche / neue Werkzeug sie sich anschaffen wollen. Und dabei hat der Sohn eine ganze Menge gelernt:  Fleiß und Mühe zahlt sich aus  Wald ist etwas wert - mein Wald ernährt mich  mit Wald kann man langfristig Geld verdienen, aber man muss ihn auch achten und auf dessen Bedürfnisse Rücksicht nehmen, damit das auch in Zukunft so bleibt.  es hängt nicht hundert Jahre auf eine Seite  was wir ernten, haben wir nicht gepflanzt und was wir pflanzen, werden wir nicht mehr ernten. Wir konnten nur ernten, weil die Ahnen so vorausschauend waren und so müssen auch wir für unsere Kinder und Enkel vorausschauen und den Grundstein für deren Wohl legen. Wald ist ein Generationenvertrag.  und noch eine ganze Menge mehr Kein Wunder, dass der Senior so bald als möglich übergeben hat. Der Junior fühlte sich nicht nur wert geschätzt, weil ihm sein Vater den Hof so früh anvertraut hat, sondern auch weil ihn sein Vater über die Jahre bestens darauf vorbereitete. So wie der Vater den Sohn schon früh in seine Überlegungen und Entscheidungen einbezogen hat, so hält es auch jetzt der Sohn und fragt den Vater immer wieder um Rat und dessen Meinung, wenn er etwas vor hat. Zwei Hirne überdenken eine Sache besser als eines. Und der Senior erfreut sich bei bester Gesundheit darüber, dass er einerseits die Verantwortung los ist und trotzdem noch als Ratgeber wert geschätzt wird, er zunehmend mehr Zeit hat und doch auch gerne am Hof immer noch und immer wieder mithilft. Nur dass er sich jetzt ein bisschen mehr die Arbeiten heraussuchen kann, die ihm selber mehr Freude machen. Ich habe größten Respekt vor Vätern und Müttern, die das mit ihren Kindern so hinbekommen. Ich weiß nicht, ob das jener Bauer gezielt so geplant oder intuitiv gemacht hat, vermutlich eine Mischung aus beidem. Egal, der Erfolg zählt und es ist ein „Rezept“, das nachahmenswert ist. Ausreden wie „Meine Tochter interessiert sich überhaupt nicht für den Wald“ oder „Mein Sohn hat studiert und wohnt ganz wo anders.“ lasse ich da nicht gelten. Eine hohe Waldgesinnung findet immer einen Weg, wie man auch unter widrigeren Umständen mit seinem ererbten Grund verantwortungsbewusst umgeht. Um den Grundstein dazu zu legen, kann man eigentlich gar nicht früh genug anfangen. Das geht schon los, wenn der Opa das Kinderwagerl auf Waldwegen schiebt und die Oma mit den Kindern Schwammerl und Schwarzbeeren sammelt, wenn die Kinder auch im Wald spielen oder mit Holz / Butzelkühen / Rindenstückeln (aus dem eigenen Wald!) basteln oder werken dürfen. Vom Christbaumschmuck bis zum Vogelhäuserl und von der Seifenkiste bis zum „Hausbankl“ oder dem „Freizeithüttendachbodenausbau“ in der Feldscheune. Letztendlich können Eltern immer nur Angebote machen. Aber Angebote können so spannend offeriert werden und so unwiderstehlich sein, dass fast jeder junge Mensch sie zumindest ausprobiert. Ergreifen müssen es die Jungen jedoch schließlich selber. Die letzte Entscheidung liegt nicht in der Hand der Eltern. Manchmal hat es da eine „nichtelterliche Autoritätsperson“, sprich, der freundlichen Nachbar, der Opa oder ein Freund des Vaters, der Pate, o.ä., leichter. Das alles sollte aber dann auch in der rechtzeitigen Übergabe der Verantwortung münden – egal wie das nun rechtlich im Detail geregelt wird. Am „warm übergeben“ können, wenn es richtig vorbereitet wurde, zwei lange Freude haben. Am „Kalt übergeben“ hat meistens keiner eine Freude. Und das letzte Hemd hat keine Taschen – für niemanden! Gerade fällt mir auf, dass ich da hauptsächlich von den Söhnen schreibe, aber das gilt für die Töchter 1 : 1 genauso! Frauen können im Wald ebenso viel bewirken. Man muss sie nur entsprechend heranführen und es ihnen auch zutrauen. Viele trauen es sich selbst nicht zu und spielen da das schwache Weibchen: „A so a schwere Arwet konn i niat!“ Ja von wegen! Eine 4Kg-Motorsäge wiegt in der Hand eines Mannes auch nicht weniger – und ein halbjähriger Säugling auch nicht! Das wäre doch gelacht. Kneifen gilt nicht. In die Hände gespuckt und angepackt. Denkt an die Trümmerfrauen, das hätte denen auch keiner zugetraut. Außerdem: Für was gibt es Maschinen? Alles redet von Emanzipation und dass Männer sich um Kinder kümmern und kochen lernen sollen. Da bin ich sofort dafür – aber umgekehrt genauso. „Alle sagten: Das geht nicht – bis eine kam, die das nicht wusste und es tat!“ Also: Führt Eure Töchter bewusst genauso an das Thema heran und traut es ihnen dann auch zu! Und Mädels: Fordert dieses Heranführen auch ein. Lasst Euch da nicht abspeisen mit einem: „Etz heiratst zerscht amol oan der vom Woid a Ahnung hat und dann red`ma weida.“ Nein! Selbst ist die Frau. Aber das heißt auch anpacken, sich plagen, Wissen erwerben und Fertigkeiten erlernen. Mitreden und anschaffen wollen aber selber nicht machen können geht halt nicht. Eltern, bereitet Eure Töchter genauso rechtzeitig auf den späteren Waldbesitz vor, wie wenn sie Söhne wären. Und wenn Ihr es ihnen selber warum auch immer nicht beibringen könnt, dann schickt sie auf die entsprechenden Schulen / Schulungsangebote. Manche von Ihnen haben keine direkten Nachfah-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwMDQ=